Am 20. August 1917 verfasste der Direktor der Landestopografie Leonz Held eine «Instruktion für die Anbringung des Kilometernetzes auf den offiziellen Kartenwerken». Alle Blätter der Siegfriedkarte sollten fortan durchgezogene Gitterlinien in regelmässigen Kilometerabständen enthalten. Die Instruktion wurde sofort umgesetzt; alle ab Sommer 1917 erstellten Kartennachführungen enthielten das Kilometernetz.
Die in die Karten eingetragenen Kilometerzahlen entsprachen den zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgelegten Schweizer Koordinaten (LV03). In diesem Koordinatensystem hatte der Fixpunkt in der alten Sternwarte in Bern die Werte von 600 km in West-Ost-Richtung und 200 km in Nord-Süd-Richtung. Alle anderen nationalen Koordinaten leiteten sich von diesem Punkt ab.
Veränderte Bedürfnisse des Militärs waren für die Veränderung im Kartenbild verantwortlich. 1918 stellte das Militärdepartement fest, «dass für die Artillerie heute nur das beste Kartenmaterial gerade gut genug ist»: Die Artillerie hatte im Laufe des Ersten Weltkriegs (1914–1918) stetig an Bedeutung gewonnen, wobei nun fast ausschliesslich indirekt geschossen wurde. Dies bedeutete, dass die Artilleristen keine direkte Sichtverbindung zu den Zielen hatten, auf die sie feuerten. Sie benötigten also möglichst präzise Zielkoordinaten und passendes Kartenmaterial. Doch das Kartenbild der amtlichen Karten der Schweiz war «in einem Zeitpunkte festgelegt worden, wo noch niemand an indirektes Schiessen dachte», wie das Militärdepartement im April 1918 gegenüber dem Bundesrat betonte. «Die Verhältnisse haben sich gegenüber damals völlig verschoben: heute wird nur noch indirekt geschossen, gründliche Vorbereitung an Hand der Karte ist die Regel».
Helds Instruktion aus dem Sommer 1917 sollte die amtlichen Schweizer Karten an den aktuellen Stand der Kriegführung anpassen. Bis dahin hatten Infanteristen und Artilleristen ein Ziel meist umschrieben, indem sie auf den Karteninhalt verwiesen: Sie nannten beispielsweise eine Strassenkreuzung, eine Höhenkote oder eine Brücke, um zu beschreiben, wohin ein Geschütz feuern sollte. Diese Methode war umständlich und konnte insbesondere bei telefonischer Übermittlung schnell zu Missverständnissen führen. Im Gegensatz dazu ermöglichte es das Gitternetz, jeden Punkt in der Schweiz mit Zahlen schnell und eindeutig zu benennen.
Nebst den Siegfriedkarten mit Kilometergitter erstellte die Landestopografie aber auch Karten, auf denen die sogenannte Kilometrierung noch deutlicher zu sehen war: Im August 1918 ging ein erstes Probeblatt mit einem durchgehenden roten Kilometernetz durch die Druckerpresse. Dabei handelte es sich um das Blatt «Porrentruy» der Dufourkarte (1:100 000). Die Kartografen hatten es auf Wunsch der Armee entwickelt. Nicht nur für die Artillerie, sondern auch für alle anderen Truppengattungen war diese besondere Karte bald unverzichtbar: Für die Kartenlager der Armee druckte die Landestopografie zwischen 1925 und 1928 1.3 Millionen Dufourkartenblätter mit dem roten Gitter.
Wie jede Karte mussten jedoch bald auch die Dufourkartenblätter mit rotem Netz an neue Rahmenbedingungen angepasst werden. In der Zwischenkriegszeit gewannt die Schweizer Luftwaffe laufend an Bedeutung. Die Piloten und Beobachter hatten jedoch einige Mühe mit den Armeekarten. Die Kilometerzahlen waren nämlich nur am Kartenrand ablesbar, was sie dazu zwang, im engen und windigen Cockpit die Karte vollständig zu öffnen, um die Kilometerkoordinaten ermitteln. Im Mai 1942 bemerkte Hans Bandi, Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen:
"Um die Koordinaten abzulesen, muss das Kartenblatt geöffnet werden, was nun einerseits die Arbeit erschwert und einen Zeitverlust darstellt, anderseits aber auch einen wesentlich höheren Verschleiss des Kartenmaterials, wenn nicht sogar dessen Verlust durch den einwirkenden Luftzug mit sich bringt."
Ein zweites Problem entstand den Fliegertruppen daraus, dass das rote Kilometernetz «bei Nachtlicht an Sichtbarkeit stark eingebüsst» hatte. Zwischen 1942 und 1946 wurden deshalb die Armeekarten 1:100 000 mit Kilometernetz überarbeitet: Erstens waren Kilometerzahlen neu auch inmitten des Kartenbilds zu finden, sodass sie von einer gefalzten Karte abgelesen werden konnten. Zweitens wurde das Netz nun in violetter Farbe gedruckt. Sie war bei Nacht besser sichtbar.
Ab 1917 erhielt Siegfriedkarte ein durchgezogenes und nummeriertes Kilometernetz. Veränderte Bedürfnisse der Artillerie gaben den Ausschlag für diese Neuerung. Auch die Änderungen, die 1942–1946 an der Armeekarte 1:100 000 mit ihrem markanten Gitternetz vorgenommen wurden, wurzelten in militärischen Überlegungen. Aber bald fand das Kilometernetz auch bei zivilen Nutzerinnen und Nutzern Anwendung. So erleichtert es unter anderem die Distanzmessung auf der Papierkarte, was Bergsteigerinnen und Wanderern bis heute entgegenkommt: Die Kilometrierung ist in allen Schweizer Landeskarten enthalten und bietet einen Mehrwert, der vielfältig nutzbar ist.