Die dazugehörige Akte brachte ein bisschen Licht ins Dunkel. Sie enthält Berechnungen, Skizzen und Korrespondenzen von Ingenieur Werner Lang mit diversen Universitäten und Instrumentenbauern im In- und Ausland (Foto 2). Lang arbeitete in den 1940er Jahren in der Sektion Geodäsie der Landestopografie und war mit Ausgleichsrechnungen der Triangulationsnetze beschäftigt. Dabei geht es darum, im Feld erhobene Messdaten, welche zwangsläufig Ungenauigkeiten enthalten, mittels der mathematischen «Methode der kleinsten Quadrate» zu verbessern.
Diese Berechnungen sind komplex und entsprechend zeitaufwändig, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass es zu dieser Zeit noch keine elektronischen Taschenrechner gab. Man musste sich mit mechanischen Rechenschiebern (Foto 3), Logarithmentafeln und Papier und Bleistift behelfen. Lang hatte deshalb die Idee, mit einem mechanischen Gerät diese Arbeit zu vereinfachen.
Das vor uns stehende Gerät, dessen Hersteller unbekannt ist, besteht aus einer Grundplatte, Nadeln, Federn, Schrauben und Klemmen und mehreren Zwischenebenen (Fotos 4 und 5 ). Das Ganze ist höchst instabil und hätte für jede Berechnung neu eingestellt und gerichtet werden müssen. Das Resultat wäre durch die neue Stellung bestimmter Nadeln angezeigt und durch leichten Druck auf eine weitere aufgelegte Platte übertragen worden. Neben dem kleinen Tischmodell wurde offenbar auch ein grösserer Prototyp erstellt, der uns aber nur fotografisch überliefert ist (Foto 6).
Trotz intensiver Beschäftigung mit den theoretischen und praktischen Aspekten scheiterte das Projekt schlussendlich und Lang gab 1944 die Arbeit daran «aus Gründen menschlicher Unzulänglichkeit» auf. Rund zwei Jahrzehnte später erhielt die Landestopografie die ersten elektronischen Rechner und die Digitalisierung der Geodatenproduktion begann – mit der Ausgleichsrechnung!